Studienreport
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INHALATIVES LEVOFLOXACIN IN DER BEHANDLUNG VON CYSTISCHER FIBROSE – EINE REAL-WORLD-STUDIE¹
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Chronische bakterielle Atemwegsinfektionen spielen eine Schlüsselrolle im Verlauf der Cystischen Fibrose (CF).
Durch Anwendung inhalativer Antibiotika kann eine hohe Wirkstoffkonzentration im Zielorgan erreicht werden².
Neben Tobramycin, Colistin und Aztreonam ist mit Quinsair® (Chiesi GmbH)³ eine weitere Wirkstoffgruppe – ein Inhalationspräparat des Fluorochinolon Antibiotikums Levofloxacin – in der EU und in Kanada zur Therapie von persistierenden Pseudomonas aeruginosa induzierten Lungeninfektionen bei erwachsenen Patient*innen ab 18 Jahren zugelassen.
In einer randomisierten placebokontrollierten Studie konnte eine verbesserte Lungenfunktion (forciertes exspiratorisches Volumen nach einer Sekunde, FEV1) nach Gabe von inhalativem Levofloxacin nachgewiesen werden⁴ und eine vergleichbare Verbesserung der Lungenfunktion wurde in der Nichtunterlegenheitsstudie im Vergleich mit inhalativem Tobramycin festgestellt⁵.
Die Gruppe um Carsten Schwarz hat erstmalig die Wirkung von inhalativem Levofloxacin in einer Real-World-Studie untersucht.
Anders als in vorherigen Untersuchungen der klinischen Studien⁴⁻⁵, schlossen Schwarz et al. instabile und stark vortherapierte Patient*innen in die Studie ein.
Im Gegensatz zu den Idealbedingungen und dem kurzen Untersuchungszeitraum klinischer Studien, reflektiert diese Beobachtungsstudie einen personalisierten Therapieansatz unter Berücksichtigung eines breiten Spektrums an Patient*innen und Behandlungszeiträumen.
METHODE
86 CF-Patient*innen, die vorab auf die inhalativen Antibiotika Colistinmethat(n =38), Aztreonamlysin (n = 29) oder Tobramycin (n = 20) eingestellt waren (jeweils als Vernebler), wechselten zu inhalativem Levofloxacin (Vernebler). Alle Patient*innen inhalierten für mindestens 4 Wochen zweimal täglich 240 mg Levofloxacin.
Der Krankheitsverlauf wurde nach 4 Wochen und nach 12 Monaten dokumentiert (s. Abbildung 1).
Der Studienzeitraum betrug 36 Monate (Juli 2015 bis Juli 2018). Die Nebenwirkungen von Levofloxacin wurden ebenfalls aufgezeichnet.
Primärer Studienendpunkt:
- Relative Änderung der FEV1 (%, vorausgesagt) pro Jahr
Sekundäre Studienendpunkte:
- Bronchopulmonale Exazerbationsrate (nach Bilton-Kriterien)
- Body-Mass-Index (BMI)
- Mikrobiologie des Sputums
ERGEBNISSE
Im Verlauf der Studie konnte eine signifikante Verbesserung der Lungenfunktion beobachtet werden:
Relative Änderung der FEV1 (%, vorausgesagt) pro Jahr zur Baseline (siehe
Abbildung 1):
Signifikanter Anstieg von 48,44 ± 18,61 auf 50,71 ± 18,63 (p = 0,0027) nach 4 Wochen Behandlung mit inhalativem Levofloxacin
- Signifikant erhöht auch noch nach 12 Monaten Behandlung mit inhalativem Levofloxacin (p = 0,0443)
Bronchopulmonale Exazerbationsrate:
- Sank signifikant von 3,23 ± 1,39 auf 2,71 ± 1,58 (p = 0,0024) 12 Monate nach im Vergleich zu 12 Monate vor Behandlung mit inhalativem Levofloxacin
BMI und Mikrobiom:
- Pseudomonas aeruginosa: Detektion in Sputum von 66, 61, 63 Patient*innen an Tag 0, 28, 365 (nicht signifikant)
- Staphylococcus aureus: Detektion in Sputum von 37, 26, 26 Patient*innen an Tag 0, 28, 365 (nicht signifikant)
Häufigste Nebenwirkungen:
- Dysgeusie (49 der 86 Patient*innen)
- Tendinitis und Schmerzen in der Achillessehne (5 der 86 Patient*innen)
86 Teilnehmer*innen
Medikation
Follow-up
Abbildung 1: Design der Real-World-Studie nach Schwarz et al. (2021). ABPA = allergische bronchopulmonale Aspergillose, MW = Mittelwert, SD = Standardabweichung.
DISKUSSION
Levofloxacin wurde zur Therapie bakterieller Lungeninfektionen bei CF-Patient*innen untersucht. In der ersten Real-World-Analyse konnten Carsten Schwarz et al. bereits 4 Wochen nach Gabe von Levofloxacin eine signifikante Verbesserung der Lungenfunktion, sowie eine signifikante Reduktion der bronchopulmonalen Exazerbationsrate beobachten.²
FAZIT
Die verbesserte Lungenfunktion war stabil über den gesamten Studienzeitraum, obwohl alle Teilnehmer*innen bereits im Vorfeld der Studie mit inhalativen Antibiotika behandelt wurden.
Nach dem Wechsel von Tobramycin zu Levofloxacin zeigte sich eine signifikante Reduktion der bronchopulmonalen Exazerbationsrate. Nach dem Wechsel von Colistin oder Aztreonam zu Levofloxacin reduzierte sich die bronchopulmonale Exazerbationsrate (nicht signifikant, Abbildung 2).
Bronchialobstruktionen oder Engegefühle (häufige Nebenwirkungen von inhalativen Antibiotika) wurden nicht beobachtet.
REFERENZEN
1. Schwarz C et al. J Cyst Fibros. 2021; doi: 10.1016/j.jcf.2021.03.002.
2. Assael BM et al. J Cyst Fibros. 2013; 12: 130-140.
3. Fachinformation Quinsair®: Stand August 2021.
4. Flume PA et al. J Cyst Fibros. 2016; 15: 495-502.
5. Stuart Elborn J et al. J Cyst Fibros. 2015; 14: 507-514
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