Eine Frau liegt in einem Krankenhausbett mit einer Infusion und wird wegen ihres Zustands medizinisch behandelt.

STUDIENREPORT NOVEMBER 2021 (AUSZUG)

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Studienreport

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INHALATIVES LEVOFLOXACIN IN DER BEHANDLUNG VON CYSTISCHER FIBROSE – EINE REAL-WORLD-STUDIE¹

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Chronische bakterielle Atemwegs­infektionen spielen eine Schlüsselrolle im Verlauf der Cystischen Fibrose (CF).

 

Durch Anwendung inhalativer Antibiotika kann eine hohe Wirk­stoff­konzentration im Zielorgan erreicht werden².

 

Neben Tobramycin, Colistin und Aztreonam ist mit Quinsair® (Chiesi GmbH)³ eine weitere Wirkstoff­gruppe – ein Inhalations­präparat des Fluorochinolon Antibiotikums Levofloxacin – in der EU und in Kanada zur Therapie von persistierenden Pseudomonas aeruginosa induzierten Lungen­infektionen bei erwachsenen Patient*innen ab 18 Jahren zugelassen.

 

In einer randomisierten placebo­kontrollierten Studie konnte eine verbesserte Lungen­funktion (forciertes exspiratorisches Volumen nach einer Sekunde, FEV1) nach Gabe von inhalativem Levofloxacin nachgewiesen werden⁴ und eine vergleich­bare Verbesserung der Lungen­funktion wurde in der Nichtunterlegen­heits­studie im Vergleich mit inhalativem Tobramycin festgestellt⁵.

 

Die Gruppe um Carsten Schwarz hat erstmalig die Wirkung von inhalativem Levofloxacin in einer Real-World-Studie untersucht.

 

Anders als in vorherigen Unter­suchungen der klinischen Studien⁴⁻⁵, schlossen Schwarz et al. instabile und stark vor­therapierte Patient*innen in die Studie ein.

 

Im Gegensatz zu den Ideal­bedingungen und dem kurzen Untersuchungs­zeitraum klinischer Studien, reflektiert diese Beobachtungs­studie einen personalisierten Therapie­ansatz unter Berück­sichtigung eines breiten Spektrums an Patient*innen und Behandlungs­zeiträumen.

METHODE

86 CF-Patient*innen, die vorab auf die inhalativen Antibiotika Colistinmethat(n =38), Aztreonamlysin (n = 29) oder Tobramycin (n = 20) eingestellt waren (jeweils als Vernebler), wechselten zu inhalativem Levofloxacin (Vernebler). Alle Patient*innen inhalierten für mindestens 4 Wochen zweimal täglich 240 mg Levofloxacin.

Der Krankheitsverlauf wurde nach 4 Wochen und nach 12 Monaten dokumentiert (s. Abbildung 1).

 

Der Studienzeitraum betrug 36 Monate (Juli 2015 bis Juli 2018). Die Nebenwirkungen von Levofloxacin wurden ebenfalls aufgezeichnet.

 

Primärer Studienendpunkt:

        

  • Relative Änderung der FEV1 (%, vorausgesagt) pro Jahr

 

 Sekundäre Studienendpunkte:

 

  • Bronchopulmonale Exazerbationsrate (nach Bilton-Kriterien)
  • Body-Mass-Index (BMI)
  • Mikrobiologie des Sputums

ERGEBNISSE

Im Verlauf der Studie konnte eine signifikante Verbesserung der Lungenfunktion beobachtet werden:

 

Relative Änderung der FEV1 (%, vorausgesagt) pro Jahr zur Baseline (siehe
Abbildung 1):

 

Signifikanter Anstieg von 48,44 ± 18,61 auf 50,71 ± 18,63 (p = 0,0027) nach 4 Wochen Behandlung mit inhalativem Levofloxacin

       

  • Signifikant erhöht auch noch nach 12 Monaten Behandlung mit inhalativem Levofloxacin (p = 0,0443)

 

Bronchopulmonale Exazerbationsrate:

 

  • Sank signifikant von 3,23 ± 1,39 auf 2,71 ± 1,58 (p = 0,0024) 12 Monate nach im Vergleich zu 12 Monate vor Behandlung mit inhalativem Levofloxacin

 

BMI und Mikrobiom:

      

  • Pseudomonas aeruginosa: Detektion in Sputum von 66, 61, 63 Patient*innen an Tag 0, 28, 365 (nicht signifikant)

 

  • Staphylococcus aureus: Detektion in Sputum von 37, 26, 26 Patient*innen an Tag 0, 28, 365 (nicht signifikant)

 

Häufigste Nebenwirkungen:

        

  • Dysgeusie (49 der 86 Patient*innen)     
 
  • Tendinitis und Schmerzen in der Achillessehne (5 der 86 Patient*innen)

 

 86 Teilnehmer*innen

 

Medikation

 

 

Follow-up

Abbildung 1: Design der Real-World-Studie nach Schwarz et al. (2021). ABPA = allergische bronchopulmonale Aspergillose, MW = Mittelwert, SD = Standardabweichung.

DISKUSSION

Levofloxacin wurde zur Therapie bakterieller Lungen­infektionen bei CF-Patient*innen untersucht. In der ersten Real-World-Analyse konnten Carsten Schwarz et al. bereits 4 Wochen nach Gabe von Levofloxacin eine signifi­kante Verbesserung der Lungen­funktion, sowie eine signifikante Reduktion der broncho­pulmonalen Exazer­bations­rate beobachten.²

FAZIT

Die verbesserte Lungen­funktion war stabil über den gesamten Studien­zeitraum, obwohl alle Teilnehmer*innen bereits im Vorfeld der Studie mit inhalativen Antibiotika behandelt wurden.

 

Nach dem Wechsel von Tobramycin zu Levofloxacin zeigte sich eine signifikante Reduktion der broncho­pulmonalen Exazerbations­rate. Nach dem Wechsel von Colistin oder Aztreonam zu Levofloxacin reduzierte sich die broncho­pulmonale Exazerbations­rate (nicht signifikant, Abbildung 2).

 

Bronchial­obstruktionen oder Enge­gefühle (häufige Nebenwirkungen von inhalativen Antibiotika) wurden nicht beobachtet.

 

 

 

 

REFERENZEN

 

1. Schwarz C et al. J Cyst Fibros. 2021; doi: 10.1016/j.jcf.2021.03.002.

 

2. Assael BM et al. J Cyst Fibros. 2013; 12: 130-140.

 

3. Fachinformation Quinsair®: Stand August 2021.

 

4. Flume PA et al. J Cyst Fibros. 2016; 15: 495-502. 

 

5. Stuart Elborn J et al. J Cyst Fibros. 2015; 14: 507-514

 

 

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