Droht eine spontane Frühgeburt, ist dies im vaginalen Ultraschall durch eine vorzeitige Zervixverkürzung nachweisbar. Ist dabei die Fruchtblase noch intakt, kann man durch eine Cerclage, die Einlage eines Pessars oder die Gabe von Progesteron versuchen, die Schwangerschaft doch noch aufrecht zu erhalten. Als Sekundärprävention einer Frühgeburt sind diese Maßnahmen indiziert, sobald die Zervixlänge 25 mm unterschreitet. Bei Frauen, die bereits eine oder mehrere Frühgeburten oder Spätaborte im zweiten Trimester erlitten haben, können sie auch prophylaktisch als Primärprävention ohne vorherige Zervixverkürzung erfolgen.
Anhand der Daten des Deutschen Frühgeborenennetzwerks GNN wurde untersucht, wie wirksam diese Maßnahmen bei Kindern waren, die vor der 32. Schwangerschaftswoche (SSW) mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm (very low birth weight; VLBW) geboren wurden. Insbesondere wurde untersucht, um wie viele Tage die Geburt dadurch hinausgezögert werden konnte und wie dies möglicherweise das Outcome der Kinder beeinflusst hat.
In die Analyse eingeflossen sind die Daten von insgesamt 575 VLBW-Frühgeborenen und 424 Müttern, bei denen eine oder mehrere der genannten Maßnahmen zwischen der 20. und 25. Schwangerschaftswoche durchgeführt worden war. Der Anteil der Mehrlingsschwangerschaften war mit 36 % (n= 152) vergleichsweise hoch.
Über die Hälfte der Frauen erhielt ausschließlich eine Cerclage, etwa jede sechste entweder ein Pessar oder Progesteron. Bei 10 % der Frauen wurden zwei der Maßnahmen kombiniert; bei einer kamen alle drei zum Einsatz (vgl. Grafik).
Das durchschnittliche Intervall zwischen Intervention und Geburt betrug 24 Tage, der Interquartilsabstand (IQR) 19 Tage. Das Intervall war länger, wenn die Maßnahme früher im Schwangerschaftsverlauf eingeleitet wurde: Bei einem Beginn in der 20. SSW betrug es 34 Tage; in der 25. SSW dagegen nur 11,5 Tage. Die Autoren folgern daraus, dass ein frühestmöglicher Beginn der Intervention die Schwangerschaft am effizientesten verlängern kann. Möglicherweise ist der Effekt insbesondere in den weiter fortgeschrittenen Schwangerschaften höher, wenn man mehrere Maßnahmen kombiniert. Doch da insgesamt lediglich 50 Frauen erst in der 25. SSW behandelt wurden, wird diese Aussage durch die geringe Fallzahl relativiert.
Das mediane Gestationsalter betrug für die gesamte Kohorte 26+0 Wochen (IQR 3,3 Wochen); das mediane Geburtsgewicht lag bei 860 Gramm (IQR 410 g). Wurde mehr als eine Intervention durchgeführt, lag das Gestationsalter bei Geburt im Schnitt bei 27 Wochen (IQR 2,9 Wochen) und auch das Geburtsgewicht war mit durchschnittlich 980 Gramm (IQR 394 g) höher. Mit nur 7,7 % kam es bei diesen Kindern deutlich seltener zu einer bronchopulmonalen Dysplasie (BPD) als bei Frühgeborenen nach Cerclage allein (26 %). Bei rund 6 % der Gesamtkohorte bestand ein persistierender Ductus arteriosus (PDA); diese Rate lag bei den Frühgeborenen nach Pessar-Einlage mit knapp 12 % fast doppelt so hoch. Weitere Komplikationen wie Sepsis, nekrotisierende Enterokolitis oder intraventrikuläre Blutungen traten in allen Gruppen ähnlich häufig auch und auch die Mortalität war vergleichbar.
Eingeschränkt werden die Aussagen dieser Untersuchung dadurch, dass es sich lediglich um Beobachtungsdaten handelt und es keine Kontrollgruppe ohne Maßnahmen zur Schwangerschaftsverlängerung gab. Daher ist keine Aussage zur Kausalität möglich. Hinzu kommt, dass lediglich die Daten von VLBW-Frühgeborenen mit einem Gestationsalter unter 32 Wochen berücksichtigt wurden. Insofern beschränkt sich die Kohorte auf Hochrisiko-Schwangerschaften, während Kinder, bei denen eine Frühgeburt ganz vermieden oder bis nach Ende der 31. Schwangerschaftswoche hinausgezögert werden konnte, nicht erfasst sind. Ebenfalls nicht erfasst wurden Mutter-Kind-Paare, bei denen eine Primärprävention bereits vor Beginn der 20. SSW eingeleitet worden war.
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