Adhärenz in der COPD-Therapie:
Schlüssel zum Erfolg und Tipps für den Praxisalltag
„Wir müssen mit den Patienten und Patientinnen tanzen, nicht kämpfen.“ PD Dr. med. Tobias Rüther, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und u. a. Leiter der Tabakambulanz am LMU Klinikum München, sieht seinen Job, und allgemein den eines jeden Arztes und einer jeden Ärztin darin, die Patient*innen zur Therapie zu motivieren, statt sie ihnen einfach nur vorzuschreiben. „Was nützt schließlich der beste Wirkstoff, wenn er nicht da ankommt, wo er hin soll?“
Auf den diesjährigen Frühsymposien zum PneumoUpdate thematisierte Rüther unter anderem mit seinen Gesprächspartnern, dem Hamburger Pneumologen Dr. med. Henning Kothe (PneumoUpdate Berlin) und dem Kölner Pneumologen Dr. med. Justus de Zeeuw (PneumoUpdate Mainz), neben medizinischen Hintergründen zur Adhärenz auch Strategien zu dessen Verbesserung. Es wurde diskutiert, wie COPD-Patient*innen besser in ihre Behandlung eingebunden werden können, um die Wirksamkeit ihrer Therapien zu optimieren.
Adhärenz: Ein unterschätzter Erfolgsfaktor
Tatsächlich inhaliert ein großer Teil der COPD-Patient*innen, man geht von 30 bis 50 % aus, ihre Medikamente nicht so ein, wie es die Therapie erfordert.1 Dabei kann der Einfluss einer guten Adhärenz auf den Therapieerfolgt erheblich sein.2 Zudem wird eine geringere Therapietreue bei COPD mit einer schlechteren Krankheitsprognose in Verbindung gebracht, mit einem erhöhten Risiko für Exazerbationen und Langzeitmortalität.1 Warum also machen die Patient*innen dann nicht mit?
Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von unzureichender Aufklärung über die Erkrankung bis hin zu Schwierigkeiten bei der Handhabung der Inhalatoren.1 Insbesondere die korrekte Anwendung von Inhalationssystemen stellt ein Problem dar. So steigt die ohnehin hohe Fehlerrate von 53,2% der Patient*innen bei Nutzung eines einzelnen Devices auf 75,5 %, wenn sie mehrere Geräte nutzen.3 Die Konsequenzen daraus sind häufig erhöhte Exazerbationsraten.4
Adhärenz ist Teamwork
Fixkombinationen:
Adhärenz und Effektivität in einem
Ebenfalls entscheidend für die Adhärenz in der COPD-Therapie: die Wahl eines für den Patienten oder die Patientin einfach zu handhabenden Inhalators. Dieser spielt für den Therapieerfolg eine ebenso große Rolle wie die darin enthaltenen Wirkstoffe. Nur ein unkompliziertes Device lässt sich auch einfach schulen, reduziert die Fehlerquote und sorgt dafür, dass es regelmäßig und dauerhaft richtig genutzt wird.
Vor dem Hintergrund bieten Fixkombinationen wie Trimbow® klare Vorteile gegenüber freien Wirkstoffkombinationen mit mehreren Devices.4 Sie enthalten langwirksame Muskarin-Antagonisten (LAMA), langwirksame Beta2-Agonisten (LABA) und inhalative Kortikosteroide (ICS) in einem einzigen Device, das im Fall von Trimbow® zudem patientenindividuell als Dosieraerosol oder Pulverinhalator verfügbar ist.4 Für COPD Patient*innen im deutschen Versorgungsalltag konnte gezeigt werden, dass die Umstellung von einer freien Dreifachtherapie auf Trimbow zu einer Verbesserung der Adhärenz führen kann. Eine verbesserte Therapietreue kann wiederum die Sterblichkeit und die Häufigkeit von Exazerbationen verringern.4
Fazit
Adhärenz als ein Ziel in der Therapie
Ergänzender Tipp
Motivierende Gesprächsführung [nach Miller/Rollnick]
Patientenzentrierte Methode, die darauf abzielt, die intrinsische Motivation zur Verhaltensänderung zu stärken.10
Reaktanz minimieren
- Loben, Interesse zeigen, offene Fragen stellen, Pausen zulassen
- Scheinbare Wahlfreiheit vermitteln („Meine Empfehlung wäre…“; „Wenn Sie sich dazu entscheiden, …“)
- Bei Reaktanz das Gespräch in andere Richtung leiten, oder Schritt zurück und andere Technik anwenden
Change Talk fördern
- Auf selbstmotivierende Äußerungen der Klienten achten und dann offene Fragen stellen: „Warum nehmen Sie das Spray, wenn Ihre Frau da ist?“, zum Nachdenken anregen und ausführliche Antworten ermöglichen
- Skalenfrage stellen: „Auf einer Skala von 0 bis 10, wie wichtig ist es Ihnen, Ihr Verhalten zu ändern?“, die Selbstreflexion und Diskussion über die Gründe fördern
- Offene Frage: „Was müsste passieren, damit Ihre Bewertung von einer 3 auf eine 6 steigt?"
Ambivalenz offenlegen
- Aufschreiben, visualisieren, um die Veränderungsbereitschaft zu erhöhen
- Pro-Pro-Liste erstellen: Pro für das aktuelle Verhalten (Vorteile, die sie im Beibehalten des aktuellen Verhaltens sehen), Pro für die Verhaltensänderung
Ermutigung aussprechen
- Positive Bestätigungen und Würdigungen der Fortschritte und Stärken äußern, z. B. „Wenn ich sehe, was Sie alles schon gemacht haben, bin ich zuversichtlich…“, „Ich sehe, wieviel Mühe Sie sich geben…“
Referenzen
- Turégano-Yedro M et al, Int J Chron Obstruct Pulmon Dis. 2023 Dec 4;18:2887-2893.
- World Health Organization. (2003). Adherence to long-term therapies: evidence for action. World Health Organization. https://iris.who.int/handle/10665/42682.
- Khassawneh BY et al. Respir Care. 2008 Mar;53(3):324-8.
- Alcázar-Navarrete B et al, Chest 2022 Nov;162(5):1017-1029.
- Zolnierek KB, Med Care. 2009 Aug;47(8):826-34.
- Melani AS et al. COPD. 2016;13(2).
- Ruessel K et al., Patient Prefer Adherence 2020;14:1811-1822.
- Schreiber J et al, BMC Pulm Med. 2020 Aug 20;20(1):222.
- Gessner C et al. International Journal of Chronic Obstructive Pulmonary Disease 2022:17 3019-3031.
- W. R. Miller, S. Rollnick: Motivational interviewing: Preparing people to change addictive behavior. Guilford Press, New York 1991.
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