Ein Paar schaut besorgt durch das Glas eines Inkubators auf ihr neugeborenes Baby, das mit medizinischen Geräten überwacht wird. Das Baby liegt im Inkubator mit einem Sauerstoffschlauch in der Nase.

Inkubatorwechsel

Wann genügt das Wärmebettchen?

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Da sehr unreife Frühgeborene besonders stark durch Unterkühlung bedroht sind, werden sie in der Regel in einem Inkubator versorgt, bis sie ausreichend subkutanes Fett entwickelt haben, um die Verlegung in ein Wärmebettchen zu rechtfertigen. Doch bei welchem Körpergewicht dieser Zeitpunkt erreicht ist, wird immer wieder diskutiert. In Essen hat man die Gewichtsgrenze im Rahmen einer prospektiven Studie von 1700 auf 1500 Gramm herabgesetzt. Mit Erfolg. 

Wann genügt das Wärmebettchen?

Sehr unreife Frühgeborene verfügen noch kaum über subkutanes Fettgewebe, das für die körpereigene Thermoregulation essenziell ist. Um eine Unterkühlung zu verhindern, werden sie deshalb in der Regel in einem Inkubator versorgt, in dem der Wärmeverlust minimiert werden kann.  Wenn die Kinder etwas mehr Gewicht zugelegt haben, können sie dann in ein Wärmebettchen gelegt werden. Die Matratzentemperatur lässt sich dann schrittweise reduzieren, bis die Frühgeborenen in der Lage sind, in einem Bettchen ohne zusätzliche Beheizung ihre Körpertemperatur konstant zu halten. Das ist eine wesentliche Bedingung für die Entlassung in die heimische Versorgung. Umstritten ist jedoch, ab welchem Körpergewicht der Transfer in das Wärmebettchen gefahrlos möglich ist.

 

In der Universitätskinderklinik Essen durften sehr unreife Frühgeborene bis zum Jahr 2012 erst dann vom Inkubator in das Wärmebettchen umziehen, wenn sie ein Körpergewicht von mindestens 1700 Gramm erreicht hatten. In einer monozentrischen prospektiven Studie hat man dieses Gewicht auf 1500 Gramm herabgesetzt. Sobald die Kinder dieses Gewicht erreicht hatten, wurden sie noch am selben Tag ins Wärmebettchen transferiert und dann für 48 bis 72 Stunden nachbeobachtet. Die Matratzentemperatur war auf 37,0 Grad Celsius eingestellt; die Kinder waren mit einem Body, einem Pullover, einem Strampler, Söckchen und Mützchen bekleidet und wurden mit zwei Handtüchern zugedeckt. Die Raumtemperatur betrug 24 Grad Celsius; die Luftfeuchtigkeit lag bei 45 %.

 

Die Körpertemperatur wurde mittels Sonde kontinuierlich über dem Sternum und axillär erfasst; außerdem wurde routinemäßig sechsmal täglich rektal gemessen; zusätzliche Messungen erfolgten, wenn die mit den Sonden ermittelte Temperatur unter den Zielwert von 36 Grad Celsius abfiel. Bei Absinken der Rektaltemperatur unter 36,5 Grad Celsius wurde die Matratzentemperatur schrittweise um 0,5 Grad Celsius bis auf maximal 38 Grad Celsius erhöht. Für den Fall, dass sich die Körpertemperatur nicht innerhalb von einer Stunde normalisierte, war der Rücktransfer in den Inkubator vorgesehen. Unterbrochen wurde dieses Temperatormonitoring lediglich während der Zeit, die das Kind in Känguru-Pflege in direktem Körperkontakt mit den Eltern verbrachte.

 

Insgesamt wurden während des Studienzeitraums von Dezember 2012 bis September 2014 117 Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm betreut, von denen 42 in die Studie aufgenommen werden konnten. Bei Geburt lag das mittlere Gewicht bei 1008±275 Gramm; beim Transfer ins Wärmebettchen waren es 1558±46 Gramm. Als Vergleichsgruppe diente eine historische Kontrollgruppe von 42 zwischen Dezember 2010 und Oktober 2011 geborenen sehr unreifen Frühgeborenen. Ihr Geburtsgewicht lag im Mittel bei 1102±294 Gramm; sie durften mit einem mittleren Gewicht von 1710±126 Gramm den Inkubator verlassen.

 

Nach dem Transfer sank die Körpertemperatur nur bei einem Kind der Interventionsgruppe auf rektal 36,3 Grad Celsius ab. Dies ließ sich protokollgemäß durch Erhöhung der Matratzentemperatur auf 38 Grad regulieren und erforderte keine Rückverlegung in den Inkubator.

 

Das Volumen der oralen Nahrung stieg vom Tag vor der Verlegung in das Wärmebettchen auf den Tag danach von im Schnitt 24 auf 40 ml/kg/Tag signifikant an, während die per Sonde gefütterte Menge in analoger Weise abnahm. Der Zeitpunkt bis zur vollständigen oralen Ernährung verschob sich dadurch jedoch nicht nach vorne. Die Gewichtsentwicklung im Alter von 36 bzw. 40 Wochen postmenstruell unterschied sich nicht zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe. Auf die Beheizung der Matratze konnte jedoch in der Interventionsgruppe signifikant früher bzw. bei einem niedrigeren Körpergewicht verzichtet werden. Dennoch war das Alter bei Entlassung aus der stationären Behandlung in beiden Gruppen gleich.  

Referenzen

Greve S, Bruns N, Dathe AK, Schuendeln MM, Felderhoff-Mueser U, Stein A. Effects of an early transfer from incubator to a warming crib in very low birthweight preterm infants. BMC Pediatr 2024; 24: 319

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