DD-SURF: Eine gute Alternative zu LISA?
Um eine Schädigung des zarten Lungengewebes bei sehr unreifen Frühgeborenen zu vermeiden, versucht man sie möglichst ohne mechanische Beatmung zu stabilisieren. Eine non-invasive Atmungsunterstützung mit kontinuierlichem positivem Atemwegsdruck (CPAP) hilft, eine funktionelle Residualkapazität aufzubauen und die Lunge gut zu belüften. Dennoch entwickeln viele dieser Kinder im Verlauf ein Atemnotsyndrom (RDS), das die Gabe von Surfactant erforderlich macht. Bis vor einigen Jahren war dazu eine endotracheale Intubation mit mechanischer Beatmung unvermeidlich, doch das InSurE-Verfahren (Intubation, Surfactantgabe, rasche Extubation unter CPAP) hat dazu beigetragen, die Beatmungszeit kurz und das Risiko von Ventilator-bedingtem Volu-, Baro- und Atelektotrauma gering zu halten.
Eine Alternative zu dem InSurE-Verfahren stellt die LISA-Methode (Less Invasive Surfactant Administration) dar, bei der Surfactant unter Spontanatmung und CPAP-Unterstützung über eine dünnlumige Sonde verabreicht wird. Viele Studien haben seither gezeigt, dass LISA im Vergleich zur konventionellen Surfactantgabe das Risiko für Tod, bronchopulmonale Dysplasie (BPD) und intraventrikuläre Blutung (IVH) signifikant reduziert. Deshalb hat LISA in den letzten Jahren in Deutschland weite Verbreitung gefunden. Als nachteilig wird von den Autoren der vorliegenden Arbeit jedoch angemerkt, dass es während der LISA-Prozedur durch den geöffneten Mund bzw. die Nase zu einem signifikanten Abfall des applizierten CPAP-Drucks kommen kann.
In Dresden wurde vor einigen Jahren eine weitere Applikationsmöglichkeit entwickelt, die ebenfalls ohne mechanische Beatmung auskommt. Spontan atmende Frühgeborene, die Surfactant benötigen, werden dazu bereits im Kreißsaal mit einem speziellen Endotrachealtubus intubiert, der einen separaten Anschluss für Surfactant besitzt (Hersteller: Vygon). Durch den Tubus wird während der gesamten Prozedur CPAP appliziert. Sobald der Tubus unter laryngoskopischer Kontrolle die gewünschte Position erreicht hat, wird über den seitlichen Zugang Surfactant injiziert. Anschließend wird das Kind wieder extubiert und weiter mit binasalem CPAP beatmet.
Dieses Verfahren (DD-SURF) wurde nun retrospektiv ausgewertet. In die Untersuchung eingeschlossen waren 222 Frühgeborene, die zwischen Oktober 2016 und September 2019 mit weniger als 30 Gestationswochen am Uniklinikum Dresden zur Welt gekommen sind. 195 dieser Kinder benötigen bereits im Kreißsaal Surfactant. Bei 174 davon kam DD-SURF zum Einsatz, während die übrigen 21 nach der Surfactantgabe weiter intubiert blieben und mechanisch beatmet werden mussten. Diese Kinder waren im Schnitt knapp eine Gestationswoche unreifer als die Frühgeborenen, die Surfactant via DD-SURF erhielten, und wiesen schlechtere Apgar-Werte auf.
Erfolgreich war das DD-Surf bei 75% der so behandelten Patienten, während die übrigen 25% innerhalb von 96 Stunden erneut intubiert werden mussten. Ein solches DD-SURF-Versagen trat überwiegend bereits in den ersten 24 bis 48 Lebensstunden auf und betraf häufiger die unreiferen Kinder.
Damit hat sich das Verfahren als vergleichbar erfolgreich wie LISA erwiesen, folgern die Autoren. Sie reklamieren für diese Applikationsmöglichkeit, dass sie die Vorzüge des LISA-Verfahrens (keine mechanische Beatmung) mit denen der InSurE-Methode (stabile positive endexspiratorische Druckverhältnisse ohne großen Druckverlust über den geöffneten Mund) verbindet und so zu einem besseren Erhalt der funktionellen Residualkapazität beiträgt. Daher sollte es in prospektiven randomisiert-kontrollierten Studien genauer geprüft werden.
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